Mobile High End Player: Astell & Kern AK380, AK320, AK300 & AK70

„Der mp3-Player ist tot, lang lebe der HiRes-Player.“ Müsste man die Geschichte von Astell & Kern in nur einem Satz zusammenfassen, böte sich die Anlehnung an dieses alte Sprichwort geradezu an. Es gibt allerdings noch einiges mehr zu sagen über diesen Hersteller, der dank konsequenter High End Ausrichtung seit vier Jahren sehr erfolgreich in einem Marktsegment agiert, das es vermeintlich gar nicht mehr gibt. So wurden erst in diesem Jahr gleich mehrere Geräte, darunter das neue Einsteigermodell AK70 vorgestellt. Wir nehmen dies zum Anlass und werfen eine Blick auf das Konzept sowie das aktuelle Programm von Astell & Kern.

Über den Hersteller

Die Marke Astell & Kern, deren erster Namensteil sich übrigens aus dem lateinischen Wort für „stella“ (Stern) ableitet, wurde im Jahr 2012 vom koreanischen Elektronikspezialisten iRiver ins Leben gerufen, nachdem sich die Ära der mp3-Player – für eine Dekade eines der Hauptgeschäftsfelder des Unternehmens – durch die zunehmende Verbreitung der Smartphones langsam aber sicher dem Ende neigte. Anstatt einen absehbar aussichtslosen Kampf gegen diese wahren Alleskönner zu führen, die den herkömmlichen mp3-Player weitgehend überflüssig machen, entschied man sich zum richtigen Zeitpunkt für eine strategische Neuausrichtung zugunsten portabler High End Geräte und versuchte damit genau dort anzusetzen, wo Smartphones aufgrund ihrer universellen Ausrichtung nicht mithalten können: Kompromisslos hochwertiger Sound für unterwegs.

Dass das handelsübliche Smartphone in dieser Hinsicht an seine Grenzen stößt, hat insbesondere zwei Gründe: Einerseits ist auch im Jahr 2016 mobiler Speicher häufig immer noch ein begrenztes Gut. Selbst bei Geräten, die in dieser Hinsicht üppiger dimensioniert sind, wird häufig ein nicht unwesentlicher Teil der verfügbaren Speicherkapazitäten vom Betriebssystem sowie allerlei sonstigen Applikationen und Daten beansprucht. Die Unterbringung einer umfassenderen Musikbibliothek in CD- bzw. High Resolution Qualität kann so zu einem echten Problem werden, zumal die Möglichkeit mittels Speicherkarte aufzurüsten meistens fehlt und das Streaming aus der Cloud in Anbetracht der Größe der Dateien ebenfalls kaum eine Option ist. Andererseits genießt das Thema Klangqualität bei Smartphones in der Regel keine ausgesprochene Priorität, in diesem Segment stehen schlicht andere Ausstattungsmerkmale im Vordergrund. Spezielle D/A-Wandler und andere technische Finessen, die für ein besonders detailliertes und dynamisches Klangbild sorgen, sucht man hier dementsprechend vergebens. Astell & Kern lösen mit ihren Playern genau diese beiden Probleme und wir werden uns im Folgenden die Besonderheiten der aktuelle Modellreihe, bestehend aus AK380, AK320, AK300 und AK70, im Detail ansehen sowie einige weitere Komponenten des Astell & Kern Ökosystems in den Blick nehmen.

Drei Player, ein Ziel: Herausragender Sound für unterwegs

Grundlegende Ausstattungsmerkmale

Zunächst ist festzustellen, dass alle genannten Modelle gewisse Gemeinsamkeiten bzw. Ähnlichkeiten aufweisen – hier wäre als offenkundigstes Beispiel das unkonventionelle Design zu nennen. So verfügen alle vier Geräte über Aluminiumgehäuse, die aus einem Block gefräst werden und abgesehen vom eher gradlinigen AK70 mit futuristisch anmutenden Winkeln und Kanten unweigerlich gewisse Science Fiction Assoziationen wecken. Darüber hinaus finden sich jedoch auch weitere gemeinsame Ausstattungsmerkmale: Über ein elegant eingefasstes, gerastertes Volumen-Poti lässt sich die Lautstärke feinfühlig einstellen, drei mechanische Taster erlauben den Schnellzugriff auf Play/Pause und den nächsten bzw. vorherigen Titel. In erster Linie erfolgt die Bedienung allerdings über ein Touch-Display, der darunter befindliche Sensor-Button ruft per Berührung das Hauptmenü auf. Zudem verfügen die Astell & Kern Player über jeweils zwei Kopfhörerausgänge, diese befinden sich mit dem Ein-/Ausschalter an der Oberseite. Der zweite Ausgang ist anders als etwa beim Chord Mojo nicht einfach für die Simultanwiedergabe über einem zweiten Kopfhörer gedacht, sondern als symmetrische 2,5 mm Klinken-Verbindung ausgelegt, die bestimmte Kopfhörermodelle wie etwa der neue Astell & Kern AK T8iE MKII alternativ zur herkömmlichen unsymmetrischen Verbindung unterstützen. Abschließend sind als gemeinsame Ausstattungsmerkmale die Micro-USB-Buchse an der Unterseite sowie der microSD Slot rechtsseitig zu erwähnen. Aktuell unterstützen alle hier genannten Astell & Kern Player microSD Karten bis 128 GB, der interne Speicher variiert von Modell zu Modell (AK380 – 256 GB, AK320 – 128 GB, AK300 – 64 GB, AK70 – 64GB). Ausschließlich der 300er Serie vorbehalten ist ein kleiner 4-Pol Anschluss, auf den wir weiter unten genauer eingehen. Zuvor widmen wir uns jedoch der verbauten Wandlertechnik sowie den verschiedenen Funktionen der mobilen Player.

Alle Anschlüsse und Taster auf einen Blick: Astell & Kern AK320 und AK300

Wandlertechnik & Funktionen

Die beiden großen Modelle verfügen jeweils über zwei hochwertige Digital-Analog-Konverter (AKM AK4490), d. h. der linke und rechte Kanal können nach dem Dual-Mono Prinzip strikt getrennt gewandelt werden. Dabei stellen selbst extreme Auflösungen kein Problem dar – der AK380 verarbeitet nativ PCM-Daten bis 32 Bit/384 kHz sowie DSD256, der AK320 ist auf 24 Bit/192 kHz beschränkt und konvertiert DSD64/128 Dateien intern in hochauflösende PCM-Signale mit 24Bit/176kHz. Der AK300 besitzt lediglich einen einzelnen D/A-Wandler des bereits genannten Typus, davon abgesehen sind die unterstützten Formate bzw. Auflösungen identisch mit dem nächstgrößeren Modell. Gleiches gilt im Übrigen für den AK70, in dem allerdings der aus älteren Astell & Kern Playern bekannte Cirrus Logic CS4398 Wandler-Chip arbeitet. Weiterhin erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch die hoch präzise „200 Femto Seconds VCXO Reference Clock“, die exklusiv in der 300er Serie ihr Werk verrichtet und dort den sogenannten Jitter – zeitliche Ungenauigkeiten bei der Wandlung des Signals, die den Klang beeinträchtigen – auf ein Minimum reduziert.

Abweichungen von den oben genannten Werten ergeben sich teilweise, wenn man AK70 und Co. in ihrer Sekundärfunktion als USB DAC benutzt. Hierbei werden PCM- und DSD-Dateien, die sich auf einem PC oder Mac befinden via USB auf den Player übertragen, dort gewandelt und schließlich als analoges Signal am Ausgang bereitgestellt. Während für das Topmodell AK380 auch in diesem Betriebsmodus keinerlei Einschränkungen gelten, arbeiten die drei anderen Geräte hier mit maximal 24 Bit/96kHz und DSD-Daten werden entsprechend konvertiert. Darüber hinaus lassen sich die Astell & Kern Player auch in verschiedenen Streaming-Szenarien einsetzen. So wird einerseits der Kurstrecken-Funkstandard Bluetooth unterstützt, der trotz aptX-Support hinsichtlich der Klangqualität in der Regel nur zweite Wahl sein dürfte, andererseits erlaubt das integrierte WLAN-Modul sowohl den Zugriff auf Online-Streaming Dienste als auch die Einbindung in ein lokales DLNA-Netzwerk. Im letzten Fall kann beispielsweise von außen auf die Musiksammlung des Gerätes, aber auch vom Player selbst auf einen Computer oder NAS zugegriffen werden. Sogar der Einsatz als Streaming-Client an der Stereoanlage inklusive Fernsteuerung via AK Connect App für iOS und Android ist denkbar.

Hochqualitative Wandler- und Verstärkertechnik auf kleinstem Raum

Bevor wir nun noch einmal auf den oben erwähnten 4-Pol Anschluss und damit auf das Zubehörangebot zurückkommen, sei noch kurz eine letzte Besonderheit der Astell & Kern Software herausgegriffen, die jedoch abermals auf die 300er Serie beschränkt ist: Die Entwickler haben einen sehr neutral arbeitenden und äußerst präzise einstellbaren parametrischen Equalizer (PEQ) integriert, der es erlaubt persönliche Einstellungen abzuspeichern. Natürlich bergen nachträgliche Eingriffe in den Klang potenziell auch immer die Gefahr selbigen am Ende zu verschlimmbessern, trotzdem ist die Möglichkeit gewisse Anpassungen für bestimmte Genres oder Wiedergabesysteme vorzunehmen durchaus begrüßenswert.

Zubehör

Abschließend wollen wir nun also noch ein paar Worte zu den erhältlichen Erweiterungen verlieren. Hier sind vor allem das Dock namens Cradle (PEM13), der kompakte Verstärker AMP (PAF11) sowie der CD-Ripper (PEM14) zu nennen. Letzterer ist für alle hier genannten Player konzipiert und ermöglicht es – der Name verrät im Grunde bereits alles – CDs unkompliziert und direkt auf den Astell & Kern Player zu kopieren. Cradle (300er Serie) übernimmt zunächst die Funktion eines herkömmlichen Ladedocks, erlaubt aber außerdem das Musiksignal über die XLR-Ausgänge auf der Rückseite symmetrisch auszugeben. Hier nun kommt der oben erwähnte 4-Pol Anschluss ins Spiel, der das Audiosignal – ebenfalls symmetrisch – vom Player an die Cradle überträgt. Der AMP (300er Serie) macht sich die Schnittstelle ebenfalls zunutze, das Signal wird in diesem Fall analog an eine spezielle Verstärkerstufe weitergeleitet, die eigens für hochohmige Kopfhörer entwickelt wurde.

Bester Sound auch für unterwegs

Schlussgedanken

Damit sind wir am Ende unseres großen Überblicks zu den mobilen High End Playern von Astell & Kern angekommen. All jenen, die auch unterwegs nicht auf kompromisslos guten Sound verzichten möchten und auf der Suche nach dem richtigen Abspielgerät sind, können wir nur wärmstens empfehlen einmal vorbeizukommen und die Probe auf’s Exempel zu machen. Sämtliche hier genannten Modelle können natürlich in unserem großen Kopfhörerstudio einem intensiven Hörtest unterzogen werden.



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